GFN 218 mit neuem Rundmotor und Details

Hier am Beispiel einer Fleischmann 218 möchte ich demonstrieren, wie gerade ältere noch attraktive Lokmodelle dieser Traditionsfirma, die nicht mehr unbedingt dem heutigen Detaillierungsstandard und Fahrverhalten entsprechen, durch Motortausch und Zurüstteilen dem persönlichen Anspruch gerecht werden.

Fleischmann verwendet schon sehr lange den robusten Rundmotor, der über ein Stirnradgetriebe auf die Antriebsachsen wirkt. Der Motor wurde durch zusätzliche „Schwungmassen“ verbessert, erzeugt aber immer noch im Zusammenhang mit den Getriebezahnrädern deren typisches Antriebgeräusch. Die Ansteuerung gerade im Langsamfahrbereich ist mit handelsüblichen Trafos nicht immer ruckfrei, verbessert sich aber im Digitalbetrieb merklich. Mich persönlich stört nach wie vor aber das Antriebsgeräusch; bisher hat es nur eine 218 mit Originalmotor in meinen Fuhrpark geschafft.

Nach Lösen der Gehäuseschraube an der Unterseite muss das Gehäuse mit einem kleinen Ruck vom Rahmen getrennt werden, denn im Bereich der Stirnseiten befinden sich noch zusätzlich Rastnasen. Nach Ablöten der Litzen vom Motor kann das Drehgestell durch Zusammendrücken der Drehgestellattrappen vom Rahmen gelöst werden. Die Drehgestellattrappen werden nun ihrerseits vom Fahrgestell nach Lösen der Befestigungsschraube abgezogen und vorerst zur Seite gelegt. Der spannende Teil ist jetzt das Abnehmen des Motors, da das Ritzel besonders fest auf der Antriebswelle sitzt. Nach Entfernen der großen Antriebszahnräder – Vorsicht: die Sicherungsringe sich sehr flüchtig – lässt sich ein Abzieher platzieren und das Ritzel zerstörungsfrei entfernen. Bei Dampfloks ist oftmals durch die Antriebsräder nicht ausreichend Platz für den Abzieher. Versuche mit einem Schraubendreher als Hebel kann zur Zerstörung des gesamten Motors führen, wenn die Antriebswelle mit abgezogen wird. Hier hilft nur das Abkneifen des Ritzels (Messing) mit einem guten Seitenschneider, so dass die Antriebswelle unbeschädigt bleibt. Nun werden die beiden Schrauben gelöst und der Motor kann entnommen werden. Da ich keine weitere Verwendung für ihn habe, wird er bei eBay als Ersatzteil verkauft.

Die Motorplatine beinhaltete auch gleich die Stromabnahme für die Räder und muss noch ersetzt werden. Ein kleines Stückchen kupferkaschierte Platine wird mit Zweikomponentenkleber zwischen die Räder auf das Drehgestell geklebt. Ein Stückchen aufgelötetes 0,3 mm Federbronzedraht dient als neuer Radschleifer.

 

Kommen wir nun zum eigentlichen Austauschmotor, der in den Abmessungen nicht voluminöser als der Originalmotor sein darf. Neben dem von SB-Modellbau angebotenen Faulhaber-Flachläufer, von denen ich bisher einen nach Anleitung erfolgreich verbaut habe, vertrieb vor Jahren die Firma Modeltorque Umbausätze, die mit den folgend beschriebenen Motoren ausgestattet waren. Wesentlich preiswerter sind aber die Antriebsmotoren aus alten defekten Videorecordern, die auch manchmal auf Flohmärkten zu finden sind. Ein Manko ist aber die große Vielfalt an Umdrehungen pro Minute, Abmessungen, Länge der Welle, deren Durchmesser und die Spannungsfestigkeit. Gibt es keine Angaben zur Spannung auf den Motoren (15 Volt sollten es schon sein), teste ich sie vorher mit einem Gleichstromtrafo ca. 10min bei mittlerer Geschwindigkeit. Hat der Motor dies ohne große Wärmeentwicklung überstanden scheint er für mich für einen Umbau geeignet. Ich muss an dieser Stelle aber darauf hinweisen, dass dies ein laienhafter Test ist und ich bei elektronischer Unkenntnis grundsätzlich zu Motoren aus dem Fachhandel rate. Weiterhin sind die Anforderungen an die Laufleistungen meiner Lokomotiven wegen des Anlagenkonzeptes sehr gering und somit immer nur für wenige Minuten in Betrieb.

Der Motor von SB-Modellbau kommt mit Anleitung, daher hier keine weiteren Erklärungen. Für den alternativen Motor muss noch das Wellenlager mit einem Schraubendreher aus dem Antriebsblock gehebelt werden, damit der Motor plan anliegt. Viele der Motoren besitzen auf der Wellenseite Gewindebohrungen 1,8mm, die ich statt Kleben für die Befestigung verwende. Das Ausmessen und Anzeichen der Bohrungen für die Befestigung am Antriebsblock ist aufgrund der geringen Platzverhältnisse nicht ganz einfach. Hier hätte auch ich vor Ausbau eine einfache Bohrschablone aus Kunststoff oder Karton anfertigen können. Aber, nicht verzweifeln, mit einer Reibahle oder einem größeren Bohrer wird die Bohrung aufgeweitet, so dass durch ein wenig Spiel der Motor noch ausgerichtet werden kann. Nach dem Aufziehen des Ritzels auf die Motorwelle (bei zu dünner Welle ziehe ich eine geeignete Messinghülse oder Schrumpfschlauch! drüber) werden passende Schrauben (Länge beachten, da sie sonst zu weit in den Motor ragen) mit flachem Kopf eingedreht und leicht angezogen. Mit nun nur aufgesteckten Zahnrädern wird die Leichtgängigkeit des Getriebes getestet. Eine zweite Möglichkeit ist ein Füllstück aus Kunststoff zu fertigen, dieses mit dem Motor zu verschrauben und das Ganze dann wie bei SB-Modellbau vorgesehen mit dem Drehgestell zu verkleben. Siehe hierzu auch die Fotos. Ist alles zur Zufriedenheit werden die Schrauben fest gezogen, die Zahnräder mit den hoffentlich wieder auffindbaren Sicherungsringen montiert, die Drehgestellattrappe aufgesteckt und mit der zugehörigen Schraube gesichert und das Drehgestell in den Rahmen gesetzt.

Zur sauberen Ansteuerung dieses Motors ist ein Decoder, hier ein TAMS LDG-32, oder ein Elektronikfahrgerät unerlässlich. Ein normaler analoger Fahrtrafo hat schon eine zu hohe Anfahrspannung, die ein feinfühliges Rangieren unmöglich macht. Eine kleines Stück Lochstreifenplatine ermöglicht, alle Anschlüsse incl. aller Lichtfunktionen sauber zu verdrahten. Das Fahren ist beginnend mit der Schrittgeschwindigkeit sehr feinfühlig; das Getriebegeräusch ist immer noch da, aber nicht mehr dominant.

Weitere Detailverbesserungen sind die zusätzliche Dachhutzen - wenn nicht bereits von vornherein vorhanden - und deren unterschiedliche Anordnung bei den MTU- oder Pielstick-Motoren. Die rudimentär angebrachte Pufferbohlenausrüstung wird durch vorsichtiges Bearbeiten mit Feile und Kleinbohrmaschine entfernt und die Löcher für Bremsschläuche und Kupplungsimitat gebohrt.

Entscheidendes, das Erscheinungsbild ändernde Merkmal, sind die Schienenräumer, die allerdings bei nicht allen Loks dieser Baureihe montiert sind. Da hilft nur die Internetrecherche und oder Umbeschriftung der entsprechenden Lok. Ich nehme das nicht so genau. Mein AW hat an diesen Loks die Schienenräumer der Fa. Roco (als ET der neuen Roco 218 über den Fachhandel bestellt) montiert. Zur Anpassung an die Fleischmann Lok müssen die Befestigungsstege gekürzt und mit der Feile dem Lokrahmen angepasst werden. Geklebt habe ich sie dann mit Sekundenklebergel, das noch für eine kurze Zeit ein Ausrichten erlaubt. Ein Bild einer 218 mit gelber Markierung an dem Schneeräumer hat es mir angetan, so dass ich auch dieses Detail im Modell umgesetzt habe. Wer gerne mit Messing arbeitet, kann auch die Schienenräumer der Fa. Krüger Modellbau verwenden.

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